Was ist Einsamkeit?
Einsamkeit ist ein subjektives Gefühl, dass dadurch entsteht, dass die sozialen Situationen und Beziehungen in unserem Leben nicht den erwarteten entsprechen. Subjektiv daher, weil das Gefühl nicht unbedingt damit zusammenhängt, ob man tatsächlich allein ist.
Wer Einsamkeit verspürt, hat oft das Gefühl, nicht anerkannt, verstanden, beachtet und gebraucht zu werden. Hinter Einsamkeit steckt also häufig auch ein mangelndes Selbstbewusstsein. Viele Studien zeigen, dass sich Millionen Deutsche einsam fühlen. Über alle Altersgruppen, Geschlechter und sozialen Hintergründe hinweg.
Nicht immer muss Einsamkeit jedoch negativ sein. Es ist nicht leicht, die Fähigkeit zu erlernen, auch manchmal allein zu sein und sich auf diese Tage zu freuen. In diesem Artikel, erfährst du, wie du die Fähigkeit erlernen kannst, allein zu sein.
Was führt zu Einsamkeit?
Häufig gibt es nicht den einen Grund für Gefühl der Einsamkeit. Es kann verschiedene Faktoren geben, die dazu führen, dass man sich einsam fühlt. Hier sind einige Beispiele:
- Qualitativ schlechte soziale Bindungen z.B. Verlust von Freundschaften, Kontaktabbrüche in der Familie
- Schlechte Erfahrungen z.B. große Enttäuschung, Mobbing, Verletzung durch andere
- Gesellschaftliche Umstände z.B. Wirtschaftskrise, Krieg
- Kritische Lebensphasen z.B. Trennungen, Krankheit
Sich einsam fühlen nach einer Trennung
Egal, ob ihr euch im Einvernehmen, dein Partner sich von dir - oder Du Dich von Deinem Partner getrennt hast, ob Du mit der Trennung glücklich oder unglücklich bist, ein Fakt bleibt: Trennung heißt Veränderung. Es bricht ein gemeinsamer Alltag mit gemeinsamen Freunden, Hobbies und womöglich mit gemeinsamen Zuhause weg.
Es ist völlig normal, dass man sich während dieser großen Umstellung einsam fühlt. Du musst Dich erstmal wieder in Deinen neuen Alltag einfinden und lernen ohne Partner zu sein, um Dich nicht mehr einsam zu fühlen. Dieser Moment kann auch eine große Chance für Dich darstellen.
Setze Dich in Ruhe mit Deinem Inneren auseinander und stelle Dir die Fragen, die in einer Beziehung oft in den Hintergrund geraten:
- Was macht mich glücklich?
- Was sind meine Stärken und Schwächen?
- Woran möchte ich an mir arbeiten?
- Was sind meine Ziele?
- Was möchte ich lernen?
Mit dem Beantworten dieser Fragen lernst Du Dich nicht nur selber als neuer Single wieder kennen, sondern findest auch heraus wie Du Deine Zeit in der Zukunft nutzen möchtest.
In unserem Artikel "Einsamkeit nach Trennung: was tun?" kannst du mehr zum Thema erfahren.
Einsam trotz Partner
Du solltest dich nicht schlecht fühlen, weil Du Dich einsam fühlst, obwohl Du in einer Beziehung oder in einer Ehe bist. Das Gefühl von Einsamkeit hat viele Gesichter und Facetten und kann ganz unabhängig von dem Verhalten Deinen Mitmenschen auftreten. Man kann sich sogar in einer Menschenmenge einsam fühlen.
Es ist ein interessantes Phänomen, dass Einsamkeitsgefühle nicht selten auftreten, sondern sogar wenn man in sozialer Interaktion mit anderen steht. Das liegt daran, dass Einsamkeit eine Emotion ist, die von innen kommt. Es ist wichtig, dass man die Einsamkeit von der sozialen Isolation, die von äußeren Faktoren getrieben ist, unterscheidet.
Der wichtigste Schritt ist Du Deine Einsamkeit erkennst und daran arbeiten möchte. Also keine Sorge, den schwierigsten Schritt bist du schon gegangen und kannst jetzt nach vorne blicken. Es gibt viele verschiedene Wege aus der Einsamkeit.
Einsam trotz Familie und Freunden
Einsamkeit ist eine von innen getriebene Emotion. Das bedeutet, dass es völlig normal ist, sich auch mal einsam zu fühlen, obwohl man Freunde und eine liebende Familie hat.
Der erste und wichtigste Schritt ist, dass Du Dich für diese Emotion nicht schlecht fühlst. Es ist wichtig für den Menschen in zwischenmenschlichen Beziehungen zu stehen und falls dies nicht der Fall ist, dann reduziert die soziale Isolation unsere Lebensqualität. Doch Einsamkeit - nicht zu verwechseln mit sozialer Isolation - kannst Du von innen bearbeiten.
Auch wenn der erste Impuls zur Überwindung der Einsamkeit ist sozialen Kontakt mit anderen aufzusuchen, ist es wichtig das Du Dich mit Dir selbst beschäftigst. Denn nur so kannst Du herausfinden wieso Du dich ohne - oder auch mit - Menschlichen Kontakt einsam und alleine fühlst.
Einsam in verschiedensten Situationen
Einsamkeit ist in Deutschland ein immer größer werdendes Thema. Von 41 Mio. Haushalten in Deutschland sind 17 Mio. Singlehaushalte. Du bist also definitiv nicht allein mit deinem Gefühl der Einsamkeit. Es ist ein Gefühl mit vielen verschiedenen Gesichtern und Facetten, das von äußeren Faktoren zwar beeinflusst wird, aber stark von innen getrieben ist.
Die gute Nachricht ist, dass Emotionen und Gefühle, die von innen kommen und von intrinsischen Motivationen geleitet werden, gut von Dir bearbeitet werden können. Der schwerste Schritt ist sich einzugestehen, dass Du Deine Einsamkeit bearbeiten musst, um deine Lebensqualität zu steigern - Das hast Du schon geschafft! Wie geht es jetzt weiter? Du musst lernen allein zu sein und Dich damit wohlfühlen - es gibt verschiedene Wege, wie Du das erlernen kannst.
Einsam ohne Freunde
Du fühlst Dich einsam und wärst sozial gerne mehr integriert? Es ist unheimlich stark, dass Du Dir das eingestehen kannst. Der Mensch hat ein starkes Bedürfnis nach Nähe und Verbundenheit und es ist völlig verständlich, wenn Du Dich im Alltag danach sehnst.
Es ist wichtig, dass Du Dich mit den Ursachen beschäftigst, auch wenn der Prozess schmerzhaft sein kann. Das bedeutet, dass Du Dich vielleicht vermehrt in neue soziale Situationen begeben musst, um neue Menschen kennenzulernen. Aber es kann auch bedeuten, dass Du gleichzeitig Dich mit Dir auseinandersetzen musst, da allein sein nicht automatisch einsam sein bedeutet.
Einsam in der Schule / im Studium
Liebes Likeminded-Team,
ich habe vor einem halben Jahr mein Studium in Berlin angefangen. Ich komme aber eigentlich aus einer Kleinstadt in Bayern. Ich habe mich schon früher in der Schule oft einsam gefühlt und hatte immer gehofft, dass dieses Gefühl mit dem Neuanfang im Studium weggeht. Doch nun fühle ich mich unverändert einsam. Ich habe zwar ein paar neue Freunde in meinem Studiengang, doch es fällt mir sehr schwer mich gegenüber neuen Menschen zu öffnen. Was soll ich machen?
Lisa *Der Name unseres Nutzers wurde für seine Privatsphäre geändert.
Liebe Lisa,
vielen Dank für Deine E-Mail und Deine Offenheit. Oft verknüpft man mit neuen Situationen und Orten Hoffnung, doch bedenkt nicht, dass man ja trotzdem noch die gleiche Person in dieser neuen Situation ist. Es ist doch toll, dass Du Dich im Umgang mit neuen Menschen und deinen sozialen Kontakten auseinander setzen möchtest.
Es ist eine gute Idee, dass Du dein Gefühl von Einsamkeit aus verschiedenen Herangehensweisen bearbeitest. Setze Dich mit Dir und Deinem Selbstwert, Deinen sozialen Fähigkeiten, sowie mit Deiner Fähigkeit allein zu sein auseinander. Allein zusein heißt nicht unbedingt einsam zusein. Wenn Du in Dir Ruhe findest und Dich selbst schätzt, wird nicht nur Dein Auftreten und Deine Ausstrahlung mit Deinen Mitmenschen verstärkt und Deine sozialen Fähigkeiten verbessert, sondern Du kannst auch gut allein sein ohne Dich einsam zu fühlen.
Viel Erfolg und alles Gute für Dein Studium,
Liebe Grüße,
Deine Likeminded Team
Einsamkeit im Alter
Im Alter von 20-30 hat man sich vielleicht nur vereinzelt einsam gefühlt - es war immer was los und man war immer unterwegs - mit nur kaum Pause zum Durchatmen. Je älter man wird, desto öfter schleicht sich das Gefühl von Einsamkeit ein. Der Tagesablauf im höheren Alter wird ruhiger, die meisten Freunde leben in Partnerschaften und mit Kindern und die Spontanität ist, verglichen mit den Zwanzigern, reduziert.
Aus den Zwanzigern kannte man primär die Emotion der vorübergehenden Einsamkeit, welches ein Gefühl von einer kurzen Dauer war und sich von selbst schnell wieder löste. Doch ab den Dreißigern kommt häufiger auch die Einsamkeit, als Reaktion auf bestimmte Ereignisse (z.B. Scheidung oder Trennung), dazu. Einsamkeit, als eine von Innen getriebene Emotion, ist gut zu bearbeiten und im Erleben zu reduzieren.
Es ist nicht nur wichtig, dass die sozialen Fähigkeiten bearbeitet werden, um mehr Menschen kennenzulernen, sondern ebenso wichtig, dass Selbstwert und - Liebe und Achtsamkeit thematisiert wird, damit allein sein nicht automatisch mit einsam sein gleichgestellt ist.
Ausnahmesituationen im Leben, in denen Einsamkeit eine große Rolle spielt
Es gibt Sondersituationen im Leben, die einen nicht nur komplett aus dem Alltag katapultieren, sondern in denen man sich so einsam fühlt, dass es physisch schmerzt. Diese Art der Einsamkeit ist meist situationsbedingt.
Situative Einsamkeit ist eine Reaktion auf bestimmte Ereignisse, wie zum Beispiel eine Trennung, Scheidung, der Verlust einer sehr nahestehenden Person oder einer depressiven Phase. Die Tage sind lang und man hat das Gefühl, dass die Zeit einfach nicht vergeht.
Gib Dir als allererstes ein wenig Zeit bis Du die Situation, die Dich aus dem Leben gerissen hat, verstanden und angefangen hast zu verarbeiten. Es ist wichtig, dass Du Dich immer wieder erinnerst, dass Du es schaffen kannst diese Ausnahmesituation sowie diese Einsamkeit zu überwinden. Hier ist auch sehr wichtig, dich mit anderen Leuten in ähnlichen Situationen auszutauschen.
Was tun, wenn man einsam ist?
Hilfsmittel gegen die Einsamkeit
Es gibt viele Dinge, die man tun kann, um Einsamkeit zu überwinden. Die meisten davon erfordern von uns, aktiv zu werden. Aktiv zu werden kostet zwar zunächst Kraft und ein wenig Mut, zahlt sich aber meist schnell aus.
Hier haben wir einige Tipps gesammelt, die gegen Einsamkeit helfen können:
- Strukturiere Deinen Tag durch eine feste Routine. Auch wenn Du nur in Deinen eigenen vier Wänden bleibst. Stell Deinen Wecker immer zur gleichen Zeit und plane Deinen Tag wie Du es im normalen Alltag auch machen würdest!
- Verabrede Dich mit Deinen Freunden und Deiner Familie zu festen Zeiten, um regelmäßig im Kontakt zu bleiben. Auch Skype, Zoom oder andere digitale Optionen sind möglich.
- Nimm Dich eines schon längst hinfälligen Projekts an. Wolltest Du schon immer mal Yoga machen, eine neue Sprache lernen, oder deinen Flur neu streichen? Jetzt ist Deine Zeit!
- Setze Dir jeden Tag ein neues Ziel. Tagesziele fördern nicht nur Deine Produktivität, sondern geben Dir auch jeden Abend ein kleines Erfolgserlebnis!
- Power Dich aus - gehe laufen oder mach ein Youtube Workout. Durch körperliche Aktivität werden nicht nur Glückshormone ausgeschüttet, sondern es wirkt auch Wunder gegen das Gefühl, dass Dir die Decke auf den Kopf fällt!
- Sich Hilfe holen
Wenn du auf der Suche nach weiteren Tipps bist, findest du in diesem Artikel, 7 Tipps, um Einsamkeit zu überwinden.
Einsamkeit Foren
Der Austausch mit Gleichgesinnten hilft sehr, wenn man sich einsam fühlt. Es gibt jede Menge großer Foren, in denen man sich gut themenspezifisch austauschen kann. Es kann verschiedene Auslöser für Einsamkeit geben; ob Du Dich in einem neuen Umfeld (z.B. neues Studium) befindest, im Alter Probleme hast Leute kennenzulernen oder wegen depressiven Verstimmungen eher in Dich gekehrt bis.
Du wirst in einem Einsamkeitforum viele Gleichgesinnten finden. Vielleicht musst Du auch ein paar Foren ausprobieren, bevor Du den für dich perfekten Austausch findest. Gib nicht auf!
Hier findest Du ein paar Beispiele:
https://www.med1.de/https://www.seniorenportal.de/community/forum/gute-nachrichten/einsamkeit?tid=1012894
https://forum.introvertiert.org/
https://www.psychic.de/forum/einsamkeit-forum-f37/
Literatur
Wenn Du gerade noch nicht aktiv in den Austausch mit Gleichgesinnten oder professionelle Hilfe gehen willst, kann Dir Literatur schon sehr helfen deine Einsamkeit zu überwinden. Es gibt viel Literatur zur Einsamkeit und zur Persönlichkeitsentwicklung. Hier gibt es kein richtig und kein falsch, es wird Literatur geben, die manche Menschen ganz ansprechend finden, dafür wiederum andere Menschen als nicht hilfreich empfinden. Fang ruhig an ein bisschen zu stöbern.
Unsere 3 Likeminded Empfehlungen:
- Einsamkeit überwinden (Dr. Doris Wolf)
- Das Kind in Dir muss Heimat finden (Stefanie Stahl)
- Self-Compassion (Kristin Neff)
Professionelle Hilfe bei psychischer Belastung
Wenn Dich psychische Themen belasten, gibt es verschiedene Arten der professionellen Hilfe. Hier kannst du dich über die verschiedenen Optionen informieren:
Hausarzt
Generell kannst Du Dich natürlich bei psychischen Belastungen immer an Deinen Hausarzt wenden. Er/Sie kann dir nicht nur eine erste Einschätzung über Deine Symptome und Dein Befinden geben, sondern kann Dir auch eine Überweisung für eine ambulante Psychotherapie verschreiben.
Therapie
Psychotherapie ist die Behandlung von psychischen Störungen mit einem/einer Psychotherapeut:in. Diese Behandlung darf nur von einer Person mit einem abgeschlossenem Universitätsstudium der Psychologie oder Medizin erfolgen. Psychotherapie kann in einem ambulanten oder in einem stationären Setting durchgeführt werden. Weitere Informationen findest Du hier:
https://www.deutschepsychotherapeutenvereinigung.de/patienten/allgemeine-informationen
https://www.psychotherapiesuche.de/pid/therapie
Selbsthilfe
Selbsthilfegruppen gibt es in Deutschland verteilt zu vielen verschiedenen Beschwerden, Gefühlen, Problemen, Belastungen und Themen. Urteilsfrei und offen über diese Themen zu sprechen und Erfahrungen zu teilen kann eine enorme Erleichterung im Alltag darstellen. Weitere Informationen findest Du hier:
https://www.gesundheitsinformation.de/selbsthilfe-und-beratungsstellen.2082.de.html
https://www.nakos.de/publikationen/key@4208
Online-Selbsthilfe
Die gesundheitliche Versorgung in Deutschland ist auf einem sehr hohen Standard. Trotzdem ist es leider nicht so einfach sofort die nötige Hilfe bei psychischen Belastungen zu erhalten und man muss oft mit langen Wartezeiten rechnen.
Doch mittlerweile gibt es digitale Lösungen, die nicht nur die Wartezeit überbrücken können, sondern auch bei milderen Themen eine tolle Alternative darstellen. Über verschiedene Anbieter kannst du online Selbsthilfe erhalten - durch 1:1 Coachings/Therapiesessions, Gruppensessions oder digitale Übungen. Hier sind ein paar beispielhafte Anbieter:
Mentale Gesundheitslösungen über deinen Arbeitgeber
Viele Unternehmen haben inzwischen Angebote zur Verbesserung der mentalen Gesundheit ihrer Mitarbeitenden etabliert. Sei es beispielsweise durch ein "Employee Assistance Program" (EAP) oder durch einen digitale Mental Health Plattform wie Likeminded.
Solltest du nicht wissen, ob dein Unternehmen ein solches Angebot bereitstellt, kannst du in Unternehmens-Intranet recherchieren. Häufig findest du Informationen in den Bereichen betriebliche Gesundheitsförderung oder Mitarbeiterbenefits. Alternativ kannst du auch bei deiner/m HR Verantwortlichen nachfragen.