Der nahende Bilanzabschluss in der Buchhaltung, die Vorweihnachtszeit im Einzelhandel oder der bevorstehende Roll-out einer neuen Software im IT-Team – in allen Branchen- und Unternehmensbereichen gibt es Phasen, in denen das Arbeitspensum oder die zu verarbeitende Veränderung zunimmt. Die Folge? Stress im Team. Im schlimmsten Fall Überlastung und Burnout.
Sobald die Arbeit mehr wird oder gewohnte Prozesse sich stark verändern, können selbst in eingeschweißten Teams Konflikte und Missverständnisse zunehmen. Damit der Stress im Team nicht zum Dauerzustand wird, sind auch Führungskräfte gefragt. Sie sollten das Problem möglichst rasch erkennen und aktiv etwas dagegen tun.
Finde heraus, warum die Stressbewältigung im Team so wichtig ist, wie du Stress im Team erkennst und was du kurz- und langfristig machen kannst, um dein Team vor chronischem Stress und damit vor einem schlechten Betriebsklima und Produktivitätsverlusten zu schützen.
Auswirkungen: Warum es so wichtig ist, Stress im Team zu senken
Wenn wir hier von Stress sprechen, geht es nicht um Abgabetermine, die uns motivieren, Projekte fertigzustellen. Vielmehr sprechen wir von der Art negativem Stress, der uns belastet und auf Dauer krankmachen kann.
In Teams drückt diese Art von negativem Stress sehr oft auf die Stimmung aller Beteiligten. Das Arbeitsklima leidet und mit ihm auch die Zufriedenheit aller Teammitglieder.
Im schlimmsten Fall fallen Mitarbeitende sogar aus, weil die Belastung im wahrsten Sinn des Wortes krankgemacht hat (Stichwort Burnout). Am Ende sinken die Produktivität, Leistung, Kreativität und Innovationskraft deines gesamten Teams. Um das zu verhindern, braucht es eine effektive Stressbewältigung im Team – und zwar kurz- wie langfristig.
Ursachen: Was sind Stressfaktoren in Teams?
Die Ursachen von Stress im Team können vielfältig sein: Was die eine Kollegin schon stresst, lässt den anderen Kollegen kalt. Stress ist also etwas sehr Individuelles. Dennoch gibt es ein paar Faktoren, die vor allem in Hinblick auf das Stressgeschehen in Teams regelmäßig eine wichtige Rolle spielen, darunter:
- Zeitdruck, hohe Arbeitsbelastung und fehlende Pausen
- Mangelnde Teamkommunikation, Missverständnisse und Unsicherheiten bezüglich Erwartungshaltungen
- Schlechter Teamzusammenhalt, Missgunst, Mobbing oder Gefühle von Ungleichbehandlung
- Schlechte Führung, extremes Mikro- oder Makromanagement sowie mangelndes Vertrauen
- Fehlende Wertschätzung
- Mangelhaftes Konfliktmanagement
- Intransparente Prozesse, Strukturen, Rahmenbedingungen, Ziele oder Aufgabenverteilung
- Eine negative Unternehmenskultur
- Weitreichende Veränderungen wie Umstrukturierungen oder neue Prozesse
Vielen dieser Punkte kannst du mit kompetenter Führung gezielt entgegenwirken. Andere wie zum Beispiel Veränderungsprozesse liegen nur bedingt in deinem Ermessen.
Veränderung als Stressfaktor
Auch in Fällen von Veränderungsprozessen kannst du deinem Team helfen, mit den Sorgen und Ängsten, die aufgrund von Veränderungsprozessen entstehen, besser umzugehen.
Zeige Verständnis dafür, dass Veränderungen auf viele erst einmal bedrohlich wirken. Immerhin nehmen uns Veränderungen etwas Vertrautes weg – seien es Prozesse, Strukturen oder konkrete Aufgaben. Vertrautes loszulassen, fällt den meisten naturgemäß schwer. Sie reagieren im ersten Moment mit Frustration und Stress und können Veränderung oft erst annehmen, wenn diesen Gefühlen Raum gegeben wurde.
In solchen Veränderungsphasen sind Zuhören, Verstehen, positives Kommunizieren und gezielt Unterstützen besonders wichtig. Nur so kann Change Management im Team erfolgreich sein.
Anzeichen und Symptome: Wie erkenne ich Stress im Team?
Stress im Team erkennst du an mehreren Faktoren und Umständen. Psychologin Dr. Ulrike Bossmann rät in einem Interview, stets darauf zu achten, „ob sich etwas verändert”.
Ist ein Kollege plötzlich häufig krank? Ist jemand gereizt, der sonst eher ausgeglichen ist? Ist jemand stiller als früher? Lässt das Gedächtnis nach oder die Zuverlässigkeit?“ Prinzipiell gilt: Wann immer sich die Menschen stark verändern, zahlt es sich aus, genauer hinzusehen. Häufige Anzeichen von Stress im Team sind:
- Die Stimmung ist schlecht.
- Die Motivation ist niedrig.
- Es kommt immer wieder zu kleineren und größeren Konflikten.
- Kolleg:innen sind müde und wirken erschöpft.
- Arbeit bleibt öfter liegen. Die Qualität der Arbeit leidet.
- Das Miteinander wird weniger. Jede:r achtet mehr auf sich als auf andere.
- Die Heimlichtuerei nimmt zu. Es wird mehr getuschelt.
- Statt gemeinsam Lösungen zu suchen, wird lieber die Schuldfrage gestellt.
- Es kommt öfter zu Fehlzeiten oder sogar Kündigungen.
All das können Zeichen dafür sein, dass Stressbewältigung im Team gefragt ist. Doch wie verhältst du dich in solchen Situationen richtig, um den Teamzusammenhalt wiederherzustellen und dein Team vor den negativen Folgen von Stress zu schützen?
Maßnahmen: Was man selbst tun kann, um das eigene Stresslevel zu senken
Um das eigene Stresslevel zu senken, ist es wichtig, zunächst die eigene Verantwortung zu erkennen. Denn nur wir selbst wissen, wann wir gestresst sind – Stress ist subjektiv und äußert sich bei jedem anders.
Der erste Schritt besteht darin, Stress bewusst wahrzunehmen und die individuellen Stressfaktoren im Alltag zu identifizieren, da auch diese von Person zu Person unterschiedlich sind. Wer die Auslöser kennt, kann gezielte Strategien entwickeln, um diesen aktiv entgegenzuwirken. Sei es durch verbessertes Zeitmanagement, das Setzen klarer Grenzen, regelmäßigere Erholungspausen oder Maßnahmen für eine bessere Work-Life-Balance.
Ein weiterer hilfreicher Ansatz ist es, die eigene Resilienz zu stärken – also die innere Widerstandskraft, die uns hilft, gelassener mit Herausforderungen umzugehen. Wer an seiner Resilienz arbeitet, kann Stress nicht nur besser bewältigen, sondern ihm sogar vorbeugen, indem er sich schneller von belastenden Situationen erholt und so die negativen Auswirkungen langfristig reduziert.
Lösungen: So kannst du Stress im Team senken
Sobald dir auffällt, dass es Stress im Team gibt, solltest du als Führungskraft aktiv werden:
Schritt 1:
Finde die Ursache für den Stress. Ist die Arbeitsbelastung zu hoch? Hat jemand ein persönliches Problem? Gibt es Streit? Das geht am besten durch 1:1-Gespräche und anonyme Umfragen.
Schritt 2:
Scheint nur eine Person betroffen, organisiere ein Vier-Augen-Gespräch.
Schritt 3:
Betrifft das Thema das gesamte Team, sprich es im nächsten oder einem separaten Teammeeting an. Hol dir gegebenenfalls “neutrale” Unterstützung z.B. in Form von HR dazu.
Schritt 4:
Gib allen die Möglichkeit, Stellung zu beziehen – wenn nötig auch unter vier Augen.
Wann immer du ein Gespräch in die Wege leitest, solltest du allen Gesprächspartner:innen die Möglichkeit geben, sich darauf vorzubereiten. Das bedeutet, dass du auch den Grund für den Termin vorab möglichst klar benennst. Alternativ kannst du auch anonyme Feedback- und Frage-Antwort-Runden machen oder eine:n Mediator:in dazuholen, die euch bei der Lösung eures Problems zur Seite steht.
Gute Teamkommunikation als Lösungsweg
Empathie und Verständnis sind wichtige Eckpfeiler für Gespräche über Stress, Konflikte oder andere Probleme im Team. Die folgenden drei Strategien können dir in deiner Teamkommunikation helfen:
- Gerüchteküche stoppen
Sollte es zu Vorwürfen kommen, achte darauf, dass alle relevanten Personen anwesend sind und Stellung beziehen können. Mach klar, dass ihr so im Team nicht miteinander kommuniziert, versuche, die Absichten dahinter zu klären, und fordere bei Bedarf Entschuldigungen ein. - Ich-statt Du-Botschaften
Mit Du-Botschaften wie „Du hast den Termin nicht eingehalten“ zwingst du dein Gegenüber in die Verteidigung. Formuliere aus deiner Perspektive, damit es weniger wie ein Vorwurf klingt und ihr gemeinsam an einer Lösung arbeiten könnt. - Lösungs- statt problemorientierte Fragen
Frage statt „Warum kannst du das nicht?“ lieber „Was brauchst du, damit du es kannst?“. So liegt der Fokus auf der Lösung statt am Problem.
Priorität sollte in solchen Situationen immer die Teamkommunikation sein. Denn nur, wenn schwierige Themen auf den Tisch kommen, lässt sich vermeiden, dass Stress und Konflikte im Team unterschwellig weiterbestehen und langfristig Probleme verursachen.
Und da nicht nur Führungskräfte für das Teamwohl Verantwortung tragen, sind alle Mitarbeitenden gefragt, aktiv zu werden, sobald der Teamsegen schief hängt. Falls dir also auffällt, dass die Stimmung in deinem Team schlecht ist, gilt auf für dich: Suche das Gespräch und bitte bei Bedarf deine Führungskraft oder HR um Hilfe.
Stress im Homeoffice: Wie du auch mit Remote-Mitarbeitenden Stress im Team senken kannst
In Zeiten, in denen nicht mehr nur die Arbeitszeiten, sondern auch die Arbeitsorte immer flexibler werden, entsteht Stress nicht nur im Büro. Remote Work birgt zusätzliches Konflikt- und damit Stresspotenzial.
„Menschen sehen einander zu wenig, es fehlen die kleinen Gesten, das Lächeln und die fröhlichen Momente der kollektiven Irritation. Das kann auf den Zusammenhalt schlagen“, stellt Psychologin Dr. Ulrike Bossmann fest.
Die Flexibilität hybrider Arbeitsmodelle mögen viele schätzen, ganz ohne Strukturen geht es jedoch nicht. Und während es in einem Team Kernzeiten braucht, geht es im anderen mehr darum, die Kommunikationskanäle einzuschränken, damit die Dialoge nicht von allen Seiten auf die Menschen hereinprasseln.
Für Führungskräfte gilt auch hier: zunächst die Stressfaktoren identifizieren, zum Thema machen und dann gemeinsam Lösungen finden.
Prävention: Welche Maßnahmen dein Unternehmen langfristig setzen kann
Die meisten Unternehmen wissen, dass Stress oft nicht nur ein Teamthema ist, sondern alle im Betrieb angeht. Daher sollte auch auf Unternehmensebene etwas für die Stressbewältigung getan und präventive Maßnahmen gesetzt werden. Viele HR-Teams integrieren das Thema in ihr Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und bieten Stressmanagementkurse an. Das ist ein guter erster Schritt, am Ende in den meisten Fällen aber nur die halbe Miete.
Was es darüber hinaus noch braucht, ist eine Unternehmenskultur, in der Stress nicht gefördert wird (Stichwort: „Hustle Culture“). Ruhiges, entspanntes Arbeiten, Pausen und regelmäßige Erholungszeiten sollten die Norm sein. Ein gutes Ressourcenmanagement ist dabei genauso wichtig wie regelmäßiges Teambuilding.
Damit sich diese Verhaltensweisen und Einstellungen durchsetzen, müssen vor allem die Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen. Vielen fehlt jedoch das Bewusstsein für die Bedeutung effektiven Stressmanagements im Unternehmen. Hier können gezielte Kampagnen und Weiterbildungen genauso helfen wie ein strategisches Programm für mentale Gesundheit, zum Beispiel über eine Plattform wie Likeminded.