Ein Meeting jagt das nächste, die Deadlines sind knapp und die Arbeit vom kranken Kollegen will auch noch erledigt werden – Stress am Arbeitsplatz kennen wir alle. Bis zu einem gewissen Grad ist er normal. Immerhin meint mehr als die Hälfte aller deutschen Arbeitskräfte, sich bei der Arbeit gestresst zu fühlen. Rund ein Viertel fühlt sich jedoch häufig gestresst und leidet eher an Erschöpfung, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen als weniger gestresste Menschen. Hier ist von chronischem Stress auszugehen, der krankmachen kann.
Höchste Zeit also, etwas für die Stressbewältigung im Unternehmen zu tun. Wie das funktionieren kann, zeigen wir dir in diesem Artikel. Zuerst sehen wir uns an, wie sich Stress am Arbeitsplatz äußert, werfen einen genaueren Blick auf die größten Stressfaktoren in Unternehmen und beleuchten ihre Folgen, bevor wir uns praktischen Maßnahmen zuwenden.
Wie äußert sich Stress am Arbeitsplatz?
Die erste Frage, die sich in HR-Teams beim Thema Stressbewältigung am Arbeitsplatz stellt, ist: Wie erkennt man Stress am Arbeitsplatz überhaupt? Tatsächlich gibt es ein paar Verhaltensweisen, die auf Stress hindeuten könnten und auf die man in der Zusammenarbeit achten sollte.
Stress-Anzeichen Nummer 1: mehr Krankenstände
Wenn es in deinem eigenen Team oder im Team einer bestimmten Führungskraft überdurchschnittlich oft zu krankheitsbedingten Ausfällen kommt, kann das ein Zeichen dafür sein, dass die Belastung im Team zu hoch ist.
Stress-Anzeichen Nummer 2: Unruhe und Konzentrationsprobleme
Wirkt eine Kollegin oder ein Kollege häufiger als normal abgelenkt, wenn du mit ihr oder ihm sprichst? Checkt sie oder er im Gespräch ständig Nachrichten und E-Mails. Dass sich Menschen nur schwer auf eine Sache konzentrieren können, liegt nicht selten an einer Überbelastung im Alltag.
Stress-Anzeichen Nummer 3: Müdigkeit und Gereiztheit
Menschen, die unter Dauerstress stehen, haben in der Regel einen kürzeren Geduldsfaden und explodieren schnell. Sie fühlen sich erschöpft und wirken oft müde. Wenn die Stimmung in einem Team häufig gereizt wirkt, kann das ein Zeichen dafür sein, dass der Druck auf die Menschen zu groß ist.
Stress-Anzeichen Nummer 4: Mehr- und Überstunden
Laut Gesetz dürfen Arbeitskräfte im Schnitt maximal acht Stunden pro Tag arbeiten – und das aus gutem Grund. Ständige 10-Stunden-und-mehr-Tage halten Körper und Psyche auf Dauer nicht aus. Häufige Mehr- und Überstunden können ein Anzeichen für eine zu hohe Arbeitsbelastung sein und sollten nicht ignoriert werden.
Stress-Anzeichen Nummer 5: Probleme im Team
Dass wir Menschen uns nicht immer verstehen, ist klar. Halten die schlechte Stimmung und die Konflikte im Team aber länger an, kann das auf ernstzunehmende Probleme hindeuten. Diese wiederum können zu einem Gefühl von Stress führen. Achte also darauf, wie die Menschen miteinander reden und wie sie sich untereinander verhalten. Auch der plötzliche soziale Rückzug von Kolleg:innen kann auf Stress im Team hindeuten.
Was sind die größten Stressfaktoren an einem Arbeitsplatz?
Laut einer Umfrage 2022 fühlen sich Erwerbstätige in Deutschland vor allem aufgrund des hohen Leistungsdrucks am Arbeitsplatz gestresst. Weitere Faktoren sind Zeitdruck, zu viel Arbeit, Probleme mit Vorgesetzten, Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, schlechte oder unfaire Bezahlung, Probleme mit Kolleg:innen und ein zu starker Konkurrenzkampf im Unternehmen.
Ein gewisses Maß an Stress am Arbeitsplatz lässt sich nicht vermeiden und kann sogar als positive Motivationsquelle betrachtet werden. Vorsicht ist jedoch bei Stressfaktoren geboten, die krankmachen können. Welche das sind, ist nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch von Unternehmen zu Unternehmen verschieden. Zu den häufigsten krankmachenden Stressfaktoren zählen neben den oben genannten:
- Druck durch Kund:innen
- Aufgaben, die nicht zu den eigenen Kompetenzen passen
- Probleme im Team wie Mobbing
- Fehlende Erholungszeiten, also Pausen und Urlaube
- Überstunden
- Langweilige oder als sinnlos wahrgenommene Tätigkeiten
- Negatives Feedback
- Häufige Umstrukturierungen
- Große Veränderungen, zum Beispiel durch neue Technologien
- Wechselnde Führungsstile
- Schlechtes Klima am Arbeitsplatz
- Zusätzliche Belastungen im Privaten
- Vorerkrankungen
Welche Faktoren am Ende wirklich eine Rolle spielen, kann sich nicht nur von Unternehmen zu Unternehmen, sondern auch von Mensch zu Mensch unterscheiden.
Welche Folgen hat Stress am Arbeitsplatz?
Unternehmen, die nichts oder nicht genug für einen erfolgreichen Stressabbau am Arbeitsplatz tun, riskieren Produktivitätsverluste aufgrund:
- steigender Arbeitsbelastung
- anhaltender Unzufriedenheit der Mitarbeitenden
- zunehmender Arbeitsausfälle (Krankenstände)
- einer negativen Unternehmenskultur
- einer schlechten Reputation als Arbeitgeber (Stichwort: Employer Branding)
- höherer Fluktuation
- sinkender Kundenzufriedenheit
- weniger Kreativität und Innovationskraft im Unternehmen
Die Ursachen dafür liegen in den negativen Folgen, die chronischer Stress auf den Menschen hat. Wenn wir uns ständig gestresst fühlen, zeigen sich verschiedene körperliche und psychische Symptome, die wiederum die oben genannten Risiken für Produktivitätsverluste steigern. Stress am Arbeitsplatz wirkt sich also nicht nur auf unsere Stimmung und Produktivität aus, sondern begünstigt auch eine Reihe ernsthafter Erkrankungen wie:
- Herz- und Kreislaufprobleme bis hin zu chronischem Bluthochdruck
- Magen- und Darmbeschwerden
- Kopf- und Rückenschmerzen
- Schwächung des Immunsystems
- Konzentrations- und Schlafstörungen
- Erschöpfung bis hin zu Depression und Burn-out
- Diffuse Ängste bis hin zu Panikattacken
Mehr über das Thema Stress im Allgemeinen erfährst du in diesem Artikel über Stressfaktoren, Symptome von Stress & was man dagegen tun kann.
Was kann man gegen Stress am Arbeitsplatz machen?
Angesichts all dieser Risiken, die Stress am Arbeitsplatz birgt, tut ihr als Unternehmen gut daran, wenn ihr aktiv etwas für die Stressprävention im Büro tut. Langfristig empfehlen sich vor allem präventive Maßnahmen, von denen ihr die eine oder andere vermutlich bereits in eurem betrieblichen Gesundheitsmanagement habt.
7 Maßnahmen, die HR für die Stressbewältigung im Unternehmen setzen kann
- Mache Stress und seine Folgen zum Thema
Im ersten Schritt ist es wichtig, auf das Thema Stress aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Sensibilisiere also zunächst für die möglichen Folgen von zu viel Stress am Arbeitsplatz. Eine unternehmensinterne Kampagne könnte eine gute erste Maßnahme sein, um ein betriebliches Stressmanagement zu etablieren und damit zu zeigen, wie wichtig deinem Unternehmen die Gesundheit seiner Mitarbeitenden ist. Oder du stellst regelmäßig Informationen über Stress und seine Folgen zur Verfügung.
- Schaffe ein Bewusstsein für die Bedeutung von Pausen und Urlauben
Ob in einer HR-Kampagne oder im Rahmen von Trainings: Vermittle möglichst vielen Menschen im Unternehmen, wie wichtig Erholungsphasen sind und welche Vorteile es hat, wenn jeder und jede auf die notwendigen Ruhezeiten achtet. Meetingfreie Zeiten im gesamten Unternehmen können den Menschen zum Beispiel helfen, regelmäßiger Pausen einzulegen.
- Sensibilisiere die Führungskräfte im Unternehmen für das Thema
Führungskräfte werden in nicht wenigen Unternehmen selbst zum Stressfaktor. Daher ist es umso wichtiger, Stressmanagement für Führungskräfte anzubieten und das Thema Stress in euer Führungskräftetraining zu integrieren. Nur wenn Vorgesetzte mit gutem Beispiel vorangehen sowie Stress vermeiden, erkennen und proaktiv reduzieren, können andere Maßnahmen langfristig greifen. Stressbewältigung im Unternehmen sollte auf Führungsebene Priorität haben.
- Biete Unterstützung an: auf individueller, Team- und Organisationsebene
Das persönliche Gespräch ist und bleibt eines der wichtigsten Mittel, um konkreten Stressbelastungen auf individueller Ebene entgegenzuwirken. Darüber hinaus stehen HR-Teams heute eine breite Palette an technologischen Lösungen zur Verfügung, mit denen sie die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Stressmanagement im Unternehmen schaffen können. Tools wie Likeminded geben den Menschen nicht nur das notwendige Wissen und die passenden Hilfsmittel an die Hand, um selbst etwas für ihre Resilienz zu tun, sondern ermöglichen auch eine langfristige Prävention, damit Stress im besten Fall erst gar nicht zum Problem wird.
- Achte auf eine positive Kommunikationskultur
Kommunikation ist ein wichtiger Faktor in der Stressbewältigung. Viele Unternehmen haben bereits Kurse dazu im Angebot. Diese in Relation zum Thema Stress zu stellen, kann dir helfen, die Menschen im Unternehmen besser für das Thema zu sensibilisieren. Eine offene und transparente Kommunikationskultur kann zudem die Zusammenarbeit auf Teamebene und die Führungskultur im Unternehmen verbessern.
- Fördere das individuelle Zeitmanagement
Stress entsteht oft durch Zeitdruck. Ein gutes Zeitmanagement kann daher einen wesentlichen Beitrag zur Stressprävention im Büro leisten. So können zum Beispiel flexible Arbeitszeitmodelle helfen, den morgendlichen Zeitdruck nach dem Abliefern der Kinder in der Schule herauszunehmen. Darüber hinaus kannst du die Menschen mit Zeitmanagement-Trainings in der eigenen Zeitplanung unterstützen.
- Beobachte laufend die Stressbelastung in deinem Unternehmen
Dass manche Phasen im Jahr in bestimmten Abteilungen oder unternehmensweit stressiger sind als andere, ist ganz normal. Um zu erkennen, ob individuell, in Teams oder unternehmensweit eine potenziell ungesunde Dauerbelastung vorhanden ist, empfehlen sich regelmäßige Check-ins zum Thema Stress. Sie können den Menschen auf individueller Ebene helfen, frühzeitig zu erkennen, ob Stress gerade zum Problem wird, und geben dir als HR-Beauftragte:r wichtige Hinweise auf die allgemeine Entwicklung im Unternehmen.
5 Dinge, die Mitarbeitende tun können, wenn die Arbeit zu viel wird
Ein Teil der Verantwortung liegt beim Stressabbau am Arbeitsplatz auch bei den Mitarbeitenden selbst. Im Folgenden haben wir daher auch ein paar Tipps, wie jede:r Einzelne mit dem Thema Stress besser umgehen kann:
- Auf die Work-Life-Balance achten
Das Zauberwort lautet Zeitmanagement. Lerne Prioritäten zu setzen und blockiere zum Beispiel meetingfreie Zeiten in deinem Kalender.
- Ruhezeiten einplanen und nutzen
Nimm deine Urlaubstage und achte auf zu viele Mehr- und Überstunden. Außerdem kannst du regelmäßige Pausen im Alltag gezielt in deinen Kalender eintragen.
- Für einen aktiven Ausgleich sorgen
Bewege dich regelmäßig und überlege dir, wie du auch im Büroalltag ein paar Extraschritte einplanen kannst. Auch Achtsamkeitsübungen und kurze Meditationspausen können in stressigen Phasen helfen, wieder ins Hier und Jetzt zurückzufinden.
- Schlaf priorisieren
Vermeide Schlafmangel und schaffe für dich selbst gesunde Routinen rund um das Thema Schlaf.
- Das Gespräch suchen
Sprich mit deinen Kolleg:innen und Vorgesetzten, wenn du das Gefühl hast, dass dir die Arbeit zu viel wird. Darüber zu reden, hilft nicht nur dir, sondern gibt auch den anderen die Chance, etwas zu verändern.