Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz: diese Verantwortung trägt HR

7.7.2023

Mentale Gesundheit - HR Verantwortung?! Warum ist das mentale Wohlbefinden der Mitarbeitenden HR Verantwortung? Wo liegen Grenzen der Verantwortlichkeiten, was sind wichtige Skills, die HR braucht, um das Thema zu meistern und mit welchen Maßnahmen kann HR Punkten? Das und mehr erfährst du in diesem Artikel.

Likeminded Redaktion

Inhalt

Als Erfolgsfaktor moderner Unternehmen fällt die mentale Gesundheit in der Regel in den Verantwortungsbereich der Personalabteilung. Immerhin ist sie es, die für das effektive Management des Humankapitals eines Unternehmens zuständig ist.

Der Vorteil: In mentale Gesundheit zu investieren, zahlt sich auf mehrere Ebenen aus. Wenn es euch als Arbeitgeber gelingt, zu zeigen, dass ihr euch um die mentale Gesundheit eurer Belegschaft kümmert, seid ihr am Arbeitsmarkt attraktiver. Darüber hinaus sichert ihr euch zufriedenere und produktivere Mitarbeiter mit einer engeren Bindung zu ihrem Unternehmen und einer geringeren Wechselbereitschaft.

Der Nachteil: Programme zur Förderung der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz können zur Herausforderung für Personalbeauftragte werden. Vielen von ihnen fehlt es im Alltag nicht an allgemeinen, und auch an mentalen, emotionalen und fachlichen Kapazitäten. HR Manager:innen sind keine Therapeut:innen. Und doch sollen sie anderen bei ihren mentalen Herausforderungen am Arbeitsplatz kompetent und wenn möglich jederzeit zur Seite stehen.

Warum mentale Gesundheit Aufgabe von HR ist

HR ist die Abteilung des Unternehmens, die sich um das wichtigste Gut im Unternehmen kümmert: die Menschen. Neben Recruiting, Aus- und Weiterbildung und Vertragsmanagement fällt auch die laufende Betreuung der Mitarbeitenden in den Verantwortungsbereich von HR. Und hier kommt das Wohlbefinden der Belegschaft – also ihre mentale Gesundheit – ins Spiel.

Sie beeinflusst wichtige Kennzahlen der Personalabteilung wie:

  • eNPS
  • Zahl der Krankheitstage
  • die allgemeine Fluktuation
  • die Zufriedenheit der Mitarbeitenden
  • die Mitarbeiterbindung

Darüber hinaus haben Unternehmen als Arbeitgeber auch eine gesetzliche Verpflichtung, sich um die Gesundheit der Mitarbeitenden zu kümmern. Am Ende führt also kein Weg um das Thema herum. 

Und das ist auch gut so: Heutzutage leidet jede:r vierte Arbeitnehmende mindestens einmal im Leben an einer psychischen Erkrankung, die behandlungsbedürftig ist. Und die Arbeit selbst ist immer noch Stressauslöser Nummer eins. Es ist also höchste Zeit, dass wir uns mehr mit dem Thema auseinandersetzen, um es aus der Tabu-Ecke zu holen.

Was HR tun MUSS, wenn es um mentale Gesundheit am Arbeitsplatz geht

In Deutschland seid ihr als Arbeitgeber aufgrund des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) dazu verpflichtet, eure Arbeitnehmenden vor gesundheitlichen Gefahren und Risiken zu schützen. Das Gesetz erwähnt dabei explizit auch psychische Belastungen (siehe ArbSchG § 5):

„(1) Der Arbeitgeber hat durch eine Beurteilung der […] Gefährdung zu ermitteln, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind. […] (3) Eine Gefährdung kann sich insbesondere ergeben durch 1. die Gestaltung und die Einrichtung der Arbeitsstätte und des Arbeitsplatzes, […] 6. psychische Belastungen bei der Arbeit.“

Welche Maßnahmen zum Schutz vor psychischen Belastungen am Arbeitsplatz in eurem Unternehmen notwendig und sinnvoll sind, gilt es vorab herauszufinden – zum Beispiel über Befragungen oder in Workshops. Holt euch im Zweifelsfall Unterstützung von externen Partnern wie Likeminded. Wir helfen euch gerne bei einer gesetzeskonformen Umsetzung der ArbSchG-Anforderungen.

Was HR tun KANN, um die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern

Die Möglichkeiten, die ihr nach der sogenannten Gefährdungsbeurteilung habt, um das Wohlbefinden eurer Mitarbeitenden zu steigern, sind vielfältig. Sie lassen sich grob in vier Maßnahmengruppen zusammenfassen:

  1. Entwickelt klare Richtlinien für mentale Gesundheit
    Verankert das Thema über eigene Richtlinien im Unternehmen und achtet darauf, dass auch andere relevante Regelungen auf die Bedürfnisse eurer Mitarbeitenden Rücksicht nehmen (zum Beispiel, dass Arbeitszeiten flexibel sind oder Homeoffice möglich ist).
  2. Nehmt mentale Gesundheit in euer Weiterbildungsangebot auf
    Bietet entsprechende Kurse an, um Kompetenzen im Bereich der mentalen Gesundheit zu vermitteln, zum Beispiel für die Bewältigung von Stress im Alltag, und verpflichtet vor allem Führungskräfte dazu, sich wichtige Grundlagen anzueignen. 
  3. Stellt Ressourcen zur Verfügung und bietet professionelle Unterstützung an
    Sammelt Kontakte zu externen Stellen, an die ihr Mitarbeitende verweisen könnt, und überlegt euch auch eine Reihe interner Unterstützungsmöglichkeiten, zum Beispiel über eine Plattform wie Likeminded.
  4. Optimiert relevante Prozesse außerhalb des Bereichs der mentalen Gesundheit

Studien haben gezeigt, dass auch allgemeine Prozesse im Unternehmen, wie Feedbackprozesse, Kommunikationskultur oder Konfliktmanagement einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Zufriedenheit eurer Mitarbeitenden haben.

Welche HR-Skills ihr für die Förderung der mentalen Gesundheit braucht

Um die mentale Gesundheit im Unternehmen zu verankern, benötigen auch die zuständigen HR-Teams im Unternehmen entsprechende Kompetenzen. Vermittelt also im ersten Schritt der Personalabteilung Grundkenntnisse über mentale Gesundheit, damit sie die das Thema effektiv im Unternehmen etablieren können..

Zu den wichtigsten Skills, die ihr euch in eurer Personalabteilung sichern solltet, zählen:

  • Analytische Kompetenzen
    z. B. für die Auswertung von Mitarbeiterdaten
  • Emotionale Intelligenz
    z. B. für die Identifikation von Stärken und Schwächen oder das Erkennen von Bedürfnissen
  • Aktives Zuhören 
  • Selbstreflexion, Emotionsregulierung und das bewusste Setzen von Grenzen
  • Kommunikationsfähigkeit und effiziente Gesprächsführung
    z. B. für die Schaffung einer positiven Kommunikationskultur oder das Führen schwieriger Gespräche

Wo die Verantwortung von HR aufhört

Die Verantwortung für mentale Gesundheit im Unternehmen beginnt häufig in der HR-Abteilung. Das heißt aber auch, dass die zuständigen HR-Teams bei dem Thema klare Grenzen setzen müssen. Auf die Frage, wo die Verantwortung von HR endet, gibt es drei Antworten:

Die Verantwortung von HR endet, …

  1. … da, wo die Eigenverantwortung der Betroffenen beginnt.
  2. … da, wo die Verantwortung medizinischer und psychologischer Fachkräfte beginnt.
  3. … dann, wenn das eigene mentale Wohlbefinden in Gefahr ist.

Als HR-Verantwortliche müsst ihr den Raum dazwischen finden. Gespräche sind wichtig, doch sobald du merkst, dass ein Problem vorliegt, das tiefer geht und im Unternehmensumfeld nicht gelöst werden kann, darfst (und musst) du zu deinem eigenen Schutz und zum Schutz des Arbeitgebers klare Grenzen setzen.

Weder HR noch Führungskräfte oder Teams müssen die Herausforderungen im Bereich der mentalen Gesundheit alleine meistern. Holt euch externe Hilfe, zieht Expert:innen hinzu und verweist Betroffene an geeignete Stellen. Denn am Ende trägt jeder Mensch in seinem Leben selbst die Verantwortung für seine mentale Gesundheit.

Es mag für HR-Mitarbeitende nicht immer leicht sein, die Grenze zwischen Eigen- und Fremdverantwortung zu ziehen, aber es ist essenziell, sie immer wieder bewusst wahrzunehmen und im Auge zu behalten.

HR für HR – mentale Gesundheit für alle

Mentale Gesundheit mag klar in den Aufgabenbereich von HR fallen. Das heißt aber nicht, dass Personalverantwortliche keine Unterstützung bei dem Thema benötigen. Neben Schulungen über die Grundlagen und das Erkennen von Anzeichen, dürfen Unternehmen nicht vergessen, auch ihre HR-Teams anzuhalten, sich um sich und ihre mentale Gesundheit zu kümmern. 

„Es ist nun mal so, dass man als HRler:in oft zwischen den Stühlen steht – genau zwischen Management und Mitarbeitenden“, sagt Kimberly Breuer, Mitbegründerin und CEO von Likeminded. „Das ist gar nicht so einfach. Besonders nicht ganz ohne Hilfe.“ Sie empfiehlt HR-Teams, sich regelmäßig im Team und mit Führungskräften auszutauschen, offen über die eigenen Herausforderungen zu sprechen und Erfahrungswerte miteinander zu teilen. Likeminded bietet dafür zum Beispiel eigene Austauschgruppen exklusiv für HR an.

Denn nur wer sich um sich selbst kümmert, kann sich auch gut um andere kümmern.

Wenn ihr wissen möchtet, wie es HR-Teams anderer Unternehmen gelungen ist, mentale Gesundheit erfolgreich in ihrer Organisation zu etablieren, lest eine der Erfolgsgeschichten unserer Kunden. Oder ihr bucht eine Demo und lasst euch von uns zeigen, was Likeminded in eurem Unternehmen bewirken kann.

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